Neustadt an der Weinstraße (pts013/29.05.2020/10:05) – Zugegeben, ein paar Unterschiede gibt es schon zwischen dem Ungeheuersee im Pfälzerwald und seinem „ungeheuren Brudersee“ in Schottland, dem weltbekannten Loch Ness. Der eine ist 140 Meter lang und 40 Meter breit. Der andere hat eine Wasserfläche von stolzen 56,4 Quadratkilometern. Der eine ist maximal 1,80 Meter tief, der andere bis zu 227 Metern. Doch im Gegensatz zu Nessis Heimatsee sind die Tiere des Pfälzer Sees mitunter sichtbar. Etwa die Gelbbauchunke, Lurch des Jahres 2014. Oder die Ringelnatter. Wie auch Fadenmolche, Bergmolche und Grünfrösche. Selbst einige Pflanzen wie der rundblättrige Sonnentau oder der Kleine Wasserschlauch haben hier eine „tierische Komponente“. Beide zählen zu den fleischfressenden Pflanzen.
Das Jahr 2020 wird eingehen als das Jahr, als die Reiseweltmeister, die Deutschen, aus den bekannten Gründen statt der inneren Mongolei eher die inneren Naturparadiese von Deutschlands größtem zusammenhängenden Waldgebiet für sich entdeckt haben. Oder die Burgen und Klöster des historisch so bedeutsamen Leiningerlandes. Wie auch so manchen idyllischen Wander- und Radweg in den sonnenverwöhnten Rebenmeeren an der Deutschen Weinstraße – Mittelhaardt. Alles Ziele, wo man die gebotene soziale Distanz mit einer so wohltuenden Nähe zu Natur, Kultur und Kulinarik ausgleichen kann.
Und damit sind wir auch schon wieder beim legendenumwobenen See der Ungeheuerlichkeiten, mitten im schönsten, tiefsten Mischwald. Übrigens auch unweit vom Örtchen Weisenheim am Berg, wo Martina Kraemer-Stehr und Holger Stehr ihren „Admiral“ jüngst mit einem Guide-Michelin-Stern veredelt haben. Ein Indiz mehr, dass Natur, Kultur und Genuss hier, an der Deutschen Weinstraße, schon immer eine ganz natürliche Liaison eingegangen sind.
Aber zurück zum See, der zu den Attraktionen des Ganerbenweges zählt, einem neuen, 10,4 Kilometer langen Premium-Wanderweg. Denn dieser – fischlose – See, schon seit den 1930er Jahren ein Naturdenkmal, hat es in sich. Ist reich an Legenden. Eine besagt, dass hier eine Waldfrau lebte, die einst so manches Kind geraubt habe. Und um Mitternacht hätten hier in dunklen Tagen Waldgeister ihr Unwesen getrieben. Gemäß einer weiteren Legende haben die Bürger vom besagten Weisenheim am Berg während des Dreißigjährigen Krieges die Glocken vom Kirchturm genommen und diese hier im See versenkt. Daraufhin sei das Dorf von fremden Soldaten niedergebrannt worden und alle Einwohner, die um die Glocken wussten, ums Leben gekommen.
All das sind längst nicht die einzigen Geheimnisse und Mythen auf diesem legendenreichen Wanderweg. Denn hier, im sogenannten Leininger Sporn, im nordöstlichen Teil des Pfälzerwalds, hat auch der Teufel höchstselbst seine Spuren hinterlassen.
An der Teufelsmauer und der Teufelsbank am besten das „Pälzer Gebet“ sprechen
Der Wanderparkplatz Lindemannsruhe ist Start-, Mittel- und Endpunkt des Ganerbenwegs. An seinem Nordrand, wo auch der erste Schilderposten mit schwarzer Axt auf gelbem Grund den Weg in den Wald weist, steht eine Tafel mit dem berühmten „Pälzer Gebet“ des Heimat- und Mundart-Dichters Otto Wilms (1915-1992). Man könnte meinen, der gebürtige Carlsberger habe das Gebet als Trost und Hoffnung für die heutige Zeit verfasst: „Sin mer manchmol aach im Dalles, unser Glaawe, der traat alles, dass es werre uffwärts geht, wann’s aach noch so brenzlich steht.“
Auf jeden Fall kann es sicherlich nicht schaden, wenn die Gäste vor der Wanderung sich das Gebet einmal laut vorlesen, denn: „Auf eine Begegnung mit dem Teufel sollte der Spaziergänger im Wald stets vorbereitet sein“, heißt es so treffend auf einer App, die gerade für diesen Ganerbenweg entsteht und spätestens im Herbst verfügbar ist. Die Warnung ist auch voll berechtigt, führt der Weg die Wanderer doch gleich vorbei an einem Naturdenkmal, das Teufelsmauer genannt wird. Und wenige hundert Meter danach zu der in den Fels gehauenen Teufelsbank, nebst einem ebenfalls in den Fels gehauenen Maskengesicht ganz in der Nähe, das den germanischen Gott Wodan darstellen soll. Wie auch immer: die Liste ist lang an Mythen, Legenden, aber besonders auch an Attraktionen und Naturschönheiten in diesem 24 Hektar Wald umfassenden Forstrevier Ganerben, dem Namens-Patron des neuen Wanderwegs. Übrigens: „Gan“ bedeutete im Althochdeutschen „gemein(sam)“, d.h., dass Erben nur gemeinsam über ein Familienvermögen, vorwiegend Grundbesitz, verfügen konnten.
Den krönenden Abschluss der Wanderung bietet der 360-Grad-Blick vom Bismarckturm auf dem 493,5 Meter hohen Haardter Peterskopf. Wer jetzt noch die 158 Meter zur obersten Aussichtsterrasse bewältigt, der wird belohnt mit einer unvergleichlichen Sicht auf weite Teile des Pfälzerwaldes und der Rheinebene.
„Die App, die wir gerade produzieren, bietet alle Infos und viele Fotos und Videos zum Ganerbenweg“, erzählt Jörg Dörr, Leiter der Urlaubsregion Freinsheim. „Weitere Apps sind darüber hinaus für den Bereich Freinsheim und das Leiningerland geplant“, so Dörr. Finanziert würden diese Apps durch Landesfördermittel und europäische Fördergelder. Spätestens ab Herbst sollen sie den Wanderern als virale Wegweiser zur Verfügung stehen.
Auf zu den Burgen und Klöstern im Leiningerland
Abwechslungsreiche Wanderwege mit viel Kultur und Geschichte bieten der Klosterweg und der Burgenweg im Leiningerland. Sie liegen im Nordosten der Pfalz, überwiegend im vorderpfälzischen Landkreis Bad Dürkheim. Im Mittelalter war das Gebiet der heutigen Pfalz ein Zentrum der europäischen Geschichte. Zu den bedeutenden Herrschergeschlechtern gehörten auch die Leininger Grafen, deren Burgen Altleiningen, Neuleiningen und Battenberg auf dem 22 Kilometer langen Leininger Burgenweg zu bestaunen sind. Und wer sich auf den 15 Kilometer langen Leininger Klosterweg begibt, der kann hier das älteste romanische Bauwerk der Pfalz entdecken, die St.-Jakobs-Kirche. Weitere Höhepunkte sind die ehemaligen Klöster Höningen und Hertlingshausen. Im Klosterdorf Hertlinghausen zählt das Naturfreundehaus mit Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeit zu den weiteren Attraktionen.
Insider-Tipps: die Gadepädelcher-Rundwege und der Johann-Casimir-Rundweg
Es muss ja nicht immer wandern sein. Manchen reicht auch ein Spaziergang. Ein beschauliches Schlendern in oder um idyllisch-romantische Ortschaften. Auch dafür hat die Deutsche Weinstraße – Mittelhaardt ihren Gästen so einiges zu bieten. Zu den Insider-Tipps zählen die 1,4 bzw. 3,4 Kilometer langen Gadepädelcher-Rundwege. Das Wort ist eine pfälzische Dialektbezeichnung, die sich aus Garten und Pfade zusammensetzt. Diese Wege gibt es seit nunmehr drei Jahren. Sie liegen in der Ortschaft Gönnheim und führen auf ca. 500 Jahre alten, naturbelassenen Fußwegen durch die Gärten und Grünanlagen des Ortes.
Ein gemütliches, abwechslungsreiches Outdoor-Erlebnis verspricht auch der im historischen Weinort Friedelsheim gelegene ca. 3,9 Kilometer lange Johann-Casimir-Rundweg, benannt nach dem berühmten Grafen der Pfalz (1543-1592). Zu den Attraktionen zählen das Schlossgelände, ein Rebsortenlehrpfad und eine Museumsschmiede.
Erlebnistouren für Freunde der Pedelecs, E-Bikes, Mountainbikes – oder eines ganz normalen „Drahtesels“
Fahrrad war einmal. Heute gibt es eine Vielzahl an Zweirad-Varianten. Für jeden Geldbeutel und für jeden sportlichen Anspruch. Seien es Pedelecs, E-Bikes, Mountainbikes – oder noch die „Vintage-Räder“ aus dem Keller oder der Garage. Wie auch immer. Wer die Schönheiten der Deutschen Weinstraße mit diesem trendigen Fortbewegungsmittel erkunden will, dem seien dafür zwei Touren empfohlen:
Zum einen ist das der Radweg Deutsche Weinstraße. Eine Erlebnis-Liaison aus Natur, Kultur und Kulinarik. Knapp 100 Kilometer lang. Und vollgepackt mit romantischen Orten, geschichtsträchtigen Burgen und Schlössern (wie z.B. dem in Neustadt-Hambach) – und natürlich mit zahllosen Weingenüssen mitten in Deutschlands zweitgrößtem Weinanbaugebiet. Ein faszinierendes Auf und Ab zwischen Pfälzerwald und Rebenmeeren.
Eine perfekte Tour für „Genussradler“ ist der Kraut-und-Rüben-Radweg – der ebenso wie der Radweg Deutsche Weinstraße von Bockenheim im Norden bis Schweigen-Rechtenbach an der deutsch-französischen Grenze im Süden reicht. Die zahlreichen Höfe an der Route bieten den Radlern alles, was die Region an typischen Produkten und Spezialitäten zu bieten hat. Und das heißt an der Deutschen Weinstraße: überaus viel und auch viel Überraschendes. Neben den Weinbergen, den Obstplantagen und Gemüseäckern auch Tabakfelder und sogar eine Teeplantage.
Und zu guter Letzt…
Spoilern ist ja heute so eine Unsitte. Deshalb sei die wahre Bedeutung des Ungeheuersees erst hier, ganz am Schluss dieses Artikels verraten. Im Mittelalter wurde der See als Viehtränke genutzt. Der erste Teil des Namens, so die Sprachwissenschaftler, sei von „Unger“, Waldweide, abgeleitet. Der zweite Teil von „Heyer“, Gehege. Aber vielleicht ist ja auch das eine Legende…
Garantiert keine Legende, dafür aktuell, modern und viral sind die Hightech-Schnitzeljagden mit LAUSI, dem berüchtigten Reblauspiraten. Ein GPS-Geocaching durch Bad Dürkheim. Spannend, familienfreundlich – und ganz sicher kein Teufelswerk (Dauer: ca. 1,5-2 Stunden, Preis pro Gerät: 10,-Eur – mehr Infos unter https://www.bad-duerkheim.com ).
Links zu weiteren Informationen: https://www.deutsche-weinstrasse.de https://www.tourenplaner-rheinland-pfalz.de https://www.goennheim.de (für Gadepädelcher) https://www.wachenheim.de (für Johann-Casimir-Rundweg)
Text dieser Pressemeldung: gika-press , Giesbert Karnebogen, Paul-Friedländer-Str. 1, 65203 Wiesbaden, Tel.: 0611-18683-90, Mobil: 0171-6106861, E-Mail: gk@gika-press.de, Webseite: https://www.usecomm.de
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