Wien (pts025/29.01.2019/14:15) – In den letzten 20 Jahren wurden auf dem Gebiet der individualisierten Krebstherapie bahnbrechende Fortschritte erzielt: Im Vordergrund stehen bessere Behandlungsergebnisse bei gleichzeitig höherer Verträglichkeit. Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar informieren ExpertInnen über den aktuellen Wissensstand und gegenwärtige Herausforderungen.
Zum Behandlungsstandard gehören neben der Chemoimmuntherapie (CIT) zielgerichtete Therapien, die entweder das B-Zell-Lymphom-2-Protein (BCL-2) inhibieren und damit in die Regulation des programmierten Zelltods (Apoptose) eingreifen oder die B-Zellrezeptor-Signalübertragung blockieren. Diese sogenannten Signaltransduktionshemmer blockieren somit bestimmte Botenstoffe, welche für Wachstum und Überleben der Krebszellen zuständig sind.
Genetik und Tumorumgebung
„Zunehmend dienen genetische Mutationen als Grundlage für die Therapie, z.B. bei der BRAF-Mutation gezielten Therapie beim malignen Melanom, nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom und Dickdarmkarzinom“, berichtet Christoph Zielinski , Leiter des Vienna Cancer Centers.
Die Wechselwirkungen der Tumorzellen mit ihrer Mikroumgebung, insbesondere die aktive Unterdrückung der Immunabwehr durch Tumorzellen, spielen eine wesentliche Rolle im Tumorwachstum. An der Oberfläche von solchen für die Abwehr gegen fremde Gewebe programmierten T-Lymphozyten existieren bestimmte Rezeptoren wie etwa Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen 4 (CTLA-4) oder Programmed Cell Death 1 (PD-1). Deren Aufgabe besteht normalerweise darin, überschießende Immunreaktionen zu hemmen, indem sie die einmal aktivierte Funktion der T-Zellen neutralisieren. Tumorzellen sind in der Lage, genau diesen Regulationsmechanismus zu verstärken und für ihre eigenen Interessen zu nutzen.
Mit speziellen monoklonalen Antikörpern wurden gezielte Gegenstrategien entwickelt: der anti-CTLA-Antikörper Ipilimumab, die Anti-PD-1-Antikörper Pembrolizumab, Nivolumab sowie die Anti-PD-L1- Antikörper Atezolizumab, Durvalumab und Avelumab. Sie heben die Unterdrückung des Immunsystems durch Tumorzellen auf, kurbeln dessen Aktivität an und stellen ein Gleichgewicht zwischen den körpereigenen Abwehrkräften und dem Tumorwachstum her. Anti-PD-1- und Anti-PD-L1-Antikörper sind bereits in zahlreichen Indikationen zugelassen.
Beispiel metastasiertes Nierenzellkarzinom
Das Nierenzellkarzinom ist der häufigste bösartige Tumor der Niere. „Die neuen Immuntherapien verbessern die Prognose deutlich und ermöglichen in bestimmten Fällen eine Heilung – sogar in fortgeschrittenen Krankheitsstadien“, erläutert Manuela Schmidinger , Fachärztin für Innere Medizin, Onkologie und Intensivmedizin sowie Programmdirektorin für das Gebiet Nierenzellkarzinom an der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien und des AKH Wien und Mitglied des Comprehensive Cancer Centers (CCC) der beiden Einrichtungen.
Im Jahr 2018 standen bereits zwölf von der europäischen Arzneimittelagentur zugelassene Substanzen zur Behandlung des mRCC zur Verfügung. Einen Paradigmenwechsel brachte v.a. die Zulassung von Kombinationstherapien wie insbesondere die kombinierte Blockade von PD-1 (Nivolumab) und CTLA4 (Ipililumab) für Patienten mit mittlerem bis hohem Risiko. Sie wird in den ESMO-Leitlinien bereits in der Erstlinie empfohlen.
Aufklärung und Information
Ungeachtet der verbesserten Therapieoptionen löst die Diagnose Krebs bei den meisten Betroffenen große Ängste aus. „Aufklärung und Information bieten die beste Unterstützung im Kampf gegen die Krankheit“, betont Gabriela Kornek , Präsidentin des Vereins „Leben mit Krebs“ und Ärztliche Direktorin des AKH Wien -Medizinischer Universitätscampus. Der Verein „Leben mit Krebs“ lädt daher auch 2019 wieder am Dienstag, 12. Februar, zum Krebstag ins Wiener Rathaus. Bei freiem Eintritt haben Interessierte die Möglichkeit, Informationen über neue Entwicklungen zu erhalten sowie Erfahrungen mit anderen Betroffenen auszutauschen. Die ExpertInnenvorträge stehen im Nachhinein kostenlos im Internet zur Verfügung. Weitere Infos sowie detailliertes Programm: http://www.leben-mit-krebs.at
Ausbau von Hospiz- und Palliativversorgung
Zum Weltkrebstag 2019 fordern die Österreichische Krebshilfe und die Österreichische Palliativgesellschaft eine rasche Umsetzung der Ausbaupläne der Hospiz- und Palliativversorgung, um für alle sterbenden Menschen auch in der letzten Lebensphase eine optimale Versorgung zu gewährleisten. „Die spezialisierte Palliativversorgung ist in Österreich in Inhalt und Umsetzung genau definiert“, so Paul Sevelda , Vorstand der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Krankenhaus Wien-Hietzing, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. „Sie wird von zehn bis zwanzig Prozent aller sterbenden Menschen, überwiegend von solchen, die an einer Krebserkrankung versterben, benötigt. Aber nur die Hälfte jener Menschen, die eine Palliativversorgung brauchen und damit nachweislich besser leben und auch besser sterben würden, bekommen diese Versorgung in adäquater Form.“
Die neue Broschüre „Bestmögliche Lebensqualität in jeder Phase der Krebserkrankung“ bietet für Betroffene und ihre Angehörigen hilfreiche Informationen. Sie ist kostenlos bei allen Krebshilfe-Beratungsstellen erhältlich sowie zum Download unter http://www.krebshilfe.net verfügbar.
Vienna Cancer Center (VCC) Die Onkologie steht aktuell vor vielschichtigen Herausforderungen wie u.a. zunehmende PatientInnenzahlen. Weitere Spezialisierung auf medizinischem Gebiet, Qualitätskontrolle, Modelle für die Finanzierung teurer Therapien und organisatorische Maßnahmen einschließlich der Pflege von Krebskranken sind nur einige Antworten auf diese Entwicklungen.
Vor diesem Hintergrund ist in Wien zusätzlich zum Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien bis 2020 die Etablierung eines institutionalisierten onkologischen Netzwerks geplant. „Ziel des VCC ist eine Harmonisierung der qualitätsvollen onkologischen Versorgung auf höchster Stufe in medizinischer und pflegerischer Hinsicht in Wien sowie die Schaffung einer harmonisierten Forschungslandschaft für klinische Studien“, so Zielinski. Dadurch soll Wien als Zentrum onkologischer klinischer Forschung international etabliert werden.
Links: http://www.leben-mit-krebs.at https://www.krebshilfe.net https://www.akhwien.at https://www.meduniwien.ac.at http://www.ccc.ac.at http://www.vienna-cancer-center.at
Pressemappe http://hennrich-pr.at/upload/editor/Pressemappe_Krebs_29_01_2019.pdf
Pressebilder: © Franz Johann Morgenbesser https://www.flickr.com/photos/vipevents/albums/72157704722563461
Audiobeiträge vom Pressefrühstück: (kostenlose Registrierung für JournalistInnen) https://o-ton.at/component/mfoton/6461?view=content
Rückfragen bitte an: Mag. Johannes Angerer Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 01/ 40 160 11 501 E-Mail: pr@meduniwien.ac.at Spitalgasse 23, 1090 Wien https://www.meduniwien.ac.at
Karin Fehringer, MBA Leiterin Informationszentrum und PR, AKH Wien Tel.: 01/ 40 400 12160 E-Mail: presse@akhwien.at Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien https://www.akhwien.at
DI Isolde Fally, MAS PR Comprehensive Cancer Center Vienna Tel.: 01/40 400 19 410 E-Mail: isolde.fally@ccc.ac.at Spitalgasse 23, 1090 Wien http://www.ccc.ac.at
Medizinische Universität Wien – Kurzprofil Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas. Mit rund 8.000 Studierenden ist sie heute die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit 5.500 MitarbeiterInnen, 26 Universitätskliniken und drei Klinischen Instituten, 12 medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt sie auch zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich.
AKH Wien – Kurzprofil Am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien – Medizinischer Universitätscampus – werden jährlich rund 100.000 Patientinnen und Patienten stationär betreut. Die Ambulanzen und Spezialambulanzen des AKH Wien werden zusätzlich etwa 1,1 Mio. Mal frequentiert. Gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten der MedUni Wien stehen für die Betreuung unserer PatientInnen rund 3.000 Krankenpflegepersonen, über 1.000 Angehörige der medizinischen, therapeutischen und diagnostischen Gesundheitsberufe und viele weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedensten Berufsgruppen zur Verfügung.
Comprehensive Cancer Center Vienna Das Comprehensive Cancer Center (CCC) Wien der MedUni Wien und des AKH Wien vernetzt alle Berufsgruppen dieser beiden Institutionen, die KrebspatientInnen behandeln, Krebserkrankungen erforschen und in der Lehre bzw. der Ausbildung in diesem Bereich aktiv sind. http://www.ccc.ac.at
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Aussender: Hennrich.PR Ansprechpartner: Daniela Hennrich Tel.: +43 1 879 99 07 E-Mail: office@hennrich-pr.at Website: www.leben-mit-krebs.at